Efficitur urna

Steckbrief – Lara Ryusaki Ai


Lebensweisheiten


  • Das Schicksal gesteht dir nur so viel tun zu können, wie du im Stande bist zu leisten.
  • Glaube, Disziplin und Ehrgeiz sind die Schlüssel zum Erfolg. Temperament, Kaltschnäuzigkeit und Forschheit die Eigenheiten, um von ihm wieder verlassen zu werden.
  • Wenn die Menschheit eines Tages das Sonnensystem verlassen sollte, dann für immer.

Im Interview

Wie bist du Pilotin für die AyenPires Mining Group geworden? »Das ist eine knifflige Geschichte mit zu vielen Wendungen, an deren Grund mein Vater und White McPhil stehen. White ist mein Idol und ich werde mein Bestes geben, um so zu werden wie er.«

Was schätzt du an dir? »Meine Härte, meine Ausdauer, mein Intellekt und den Drang, die Dinge kompromisslos und sofort anzugehen. Ich hasse es, um den heißen Brei rum zu eiern.«

Wenn du ein zweites Leben leben dürftest, wie würde dieses aussehen? »Vermutlich ganz anders mit dem Vorwissen des jetzigen. Ohne dieses Vorwissen, verdammt genauso wie jetzt gerade.«

Was vermisst du im Weltall am meisten? Leckere Fischgerichte, die Wellen und Farben des Meeres, Leuten nicht aus dem Weg gehen zu können und weit weg von allem zu sein.«

Der Exosuit


Eigenschaften


Ein Exosuit ist ein Außenskelett, das es dem Träger ermöglicht an sonst lebensfeindliche Orte vorzudringen und selbstständig Tätigkeiten durchzuführen, für die normalerweise ferngesteuerte Vehikel und Roboter notwendig wären. Ein Exosuit ist ein in sich geschlossener Schutzanzug mit zusätzlichen Erweiterungen je nach Einsatzgebiet. Die Bauart ermöglicht es fast jedem Benutzer, unabhängig von physiologischer Größe und Statur, sich autark zu bewegen.


Einsatzgebiete


Exosuits werden in 5 Kategorien von A bis E hergestellt: Kategorie A - Polizei und Sportdisziplinen Kategorie B - Feuerwehr und Rettungseinsätze Kategorie C - Weltraum- und Meeresforschung (NDFSM 1 Standard)* Kategorie D - Militär und Space (NDFSM 2 Standard) Kategorie E - Tiefseeexploration und Rohstoffabbau auf Asteroiden (NDFSM 3 Standard) *NDSFM-Normen (Nasa Deep Space Flight Mission): Standard der ersten Mond-Kolonisierungsphase an Panzerungseigenschaften, wie Hitze- und Kältebeständigkeit, Härtegrad, Langlebigkeit, Materialgrundgerüst und Druckzulässigkeiten.


Funktionsweise


Hydraulische Motoren passen den Exosuitrücken an den Träger an. Metallschuppen schmiegen sich automatisch um die Extremitäten und größere Platten verankern sich dort, wo kein Bewegungsvolumen benötigt wird. Entlang von Nervenbahnen wird eine neuronale Verbindung aufgebaut, um die Bewegungen von Mensch und Exosuit so synchron wie möglich zu gestalten. Der Helm legt sich vom Exosuitaufhänger meist automatisch um den Kopf und alle lebenswichtigen Systeme erscheinen im Visier-Display. Sauerstoffzufuhr, Ladeanzeige, Mensch-Maschine - Kompatibilität werden aufgelistet. Der Träger kann sich alle Informationen des Webs im Display anzeigen lassen, virtuelle Einsätze durchspielen, 3D-Anleitungen abarbeiten und sich das Sichtfeld von Kollegen einblenden lassen.

Die Atlantic Sea Giant

Die Atlantic Sea Giant Ein aufbrausendes Knistern ließ ihn aus seinen Gedanken hochschrecken. Schlaftrunken begutachtete Jeffrey Eilholdt den Lebensmittelsynthesizer und die darin enthaltene cremefarben- blubbernde Masse, die begann, nach wenigen Sekunden den gesamten Topf auszufüllen. Einzelne Bläschen schlugen auf der Oberfläche aus, bis der Brei in sich zusammen fiel. Nun intensivierten sich Texturen, zimtfarbene Akzente mischten sich darunter und einzelne Flocken wurden sichtbar. Der Topf stimmte in roten Ziffern die letzten zehn Sekunden an. Jeffrey legte in freudiger Erwartung des Frühstücks sein Tablet auf den Tisch und schaltete die Past-Present-Future-Kolumne an. Während das Hologramm einer Frau mit sonnengebräuntem Teint auf dem Display erschien und theatralisch rief: »Wir haben es geschafft!«, vermeldete Jeffreys treues Küchenutensil seine perfekte Temperaturstufe. Zungenschnalzend nahm er sein Porridge vom Herd und setzte sich vor den Podcast. Mit dem größten Löffel, den er gefunden hatte, schaufelte er den Haferbrei in sich hinein. Neben der Moderatorin in einem sattroten Kleid tauchte eine Miniaturerde auf. Die Zahl 2052 erschien über ihr und einzelne Pfeile regneten auf den Globus nieder.
»… gipfelte die kollektive Schaffenskraft der Menschheit in der Entwicklung eines fulminanten High-End-Energie-Speichermediums, das bisher unvorstellbar schien«, verstand Jeffrey, während er den Frühstücksbrei hinunterschlang. »Waren bis dato die meistgenutzten und effizientesten Energieformen Erdöl, Erdgas, Kohle und die Atomenergie, so explodierte die Ankündigung in der Mitte des Jahrhunderts wie eine ZARBombe auf dem wirtschaftlichen Bankett der Weltbühne.« Jeffreys Gedanken schweiften ab. Eine Melancholie schwang in seinem Unterbewusstsein mit, das die Höhen und Tiefen eines alten Kahns im rauen Seegang besaß. Diese fragile Waagschale des Gemütes wurde von seinen Hoffnungen an eine bessere Zukunft pariert. Er musste unweigerlich daran denken, womit sein Arbeitgeber in früheren Jahren Geld verdient hatte. Viele Unternehmen überlebten den Umschwung nicht und zahllose Wegbegleiter stürzten auf den harten Boden der Tatsachen.
»Dies führte auch schon zu Beginn des 21. Jahrhunderts zu verträumten Utopien. Alles wurde als unrealisierbar verschrien, bis die High-End-Energiespeicher an die Türpforte des Machbaren hämmerten. Ein weiterer, nicht zu verachtender Faktor war das Vorbild Kambodschas. Dieses an Industrie verarmte Land legte eine Ökoresolution vor, die später in die Menschheitsgeschichte eingehen sollte.« Neben der Frau tauchten nun Wasserkraftwerke auf, die langsam verblassten und riesigen Solarfeldern unter sengender Sonne Platz machten. Der Globus flog wieder vor Jeffreys Augen und zeigte im Orbit kreisende extraterrestrische Solarmodule. Biogas, Gasdruck sowie Windkraft wurden abgebildet und von der Moderatorin sogleich wieder hinweggefegt. Sie trällerte: »Dank diesen Technologien erlebten die Khmer nach dem Angkorreich die zweite überstaatliche Blüte. Schön verpackt in Energiespeicher.«
»Guten Morgen, Schatz«, Jessica trat mit in die Hüfte gestützten Händen in sein Blickfeld und musterte ihn skeptisch. Ihre haselnussbraunen Augen, der kurze, leicht asymmetrische Haarschnitt und der aufgesetzte ostentative Blick wirkten auf Jeffrey betörend wie ein Mix aus Keckheit, Anmut und Erotik, dem er verfallen war. Das verdeutlichte ihm aufs Neue, warum er sich in Jessica verliebt hatte. Doch die Zeit trieb ihn an.
»Bist du in Eile?«, fragte sie.
»Michael kommt gleich«, schmatzte Jeffrey, während er den Spagat vollbrachte, seiner Frau zuzuhören und der Projektion zu folgen.
»Um was geht es heute?«, fragte Jessica mit zur Schau gestelltem Interesse, wohlweislich nicht die Aufmerksamkeit Jeffreys zu genießen, und wandte sich zur Küche.
»Dass wir Menschen energiehungrige Allesfresser sind«, bemerkte Jeffrey.
»Nett!«, fügte seine Frau an. Jeffrey schüttelte irritiert den Kopf und konzentrierte sich wieder auf die wild umher wirbelnden Holografien vor sich.
»Zweitens können die immer stärker werdenden Umweltschutzanstrengungen der Regierungen und Bürger angeführt werden. Dies mündete paradoxerweise keineswegs in einem tief greifenden Umweltbewusstsein, sondern vervielfachte existente Anstrengungen hin zu einem Energie-Speichermedium der Superlative. Denn auf der anderen Seite haben wir es auch wiederum nicht geschafft. Unsere Bequemlichkeiten blockieren die Fähigkeiten der Menschheit, umweltbewusste Veränderungen vorzunehmen. Angewohnheiten sind wie der Bremsklotz der Vernunft, Technikgläubigkeit die strahlende Morgenröte.«
Jessica stellte Jeffrey eine Tasse Kaffee auf den Tisch. Er nahm ein paar Schlucke, während sich vor seinem Auge eine mit Solarzellen gepflasterte Straße ausklappte. Autonom fahrende Autos schlängelten sich darauf und die Frau erklärte: »In der Gegenwart hat dieser Umstand seine Schuldigkeit längst getan. Ein Auto, mit einer Superbatterie ausgestattet, wird synchron zur Fahrt induktiv mit Energie versorgt und einmalig im Jahr gecharged, das genügt. Unsere Welt veränderte sich groteskerweise zu einem Ort, an dem Energiesparen mehr denn je vernachlässigt werden konnte. Diese Entwicklung hebelte die Notwendigkeit, Strom zugunsten der Umwelt einzusparen, systematisch aus.«

»Ich werde in zwei Tagen nach New York fahren«, betonte Jessica.
»Mmh«, machte Jeffrey und geriet nun in arge Schwierigkeiten mit seinem Spagat.
»Zu dieser Konferenz?«, beeilte er sich hinzuzufügen, nachdem sein Gehirn vermutete, die knappe Antwort würde seiner Frau nicht genügen.
»Ja genau«, bestätigte Jessica und ließ den Versuch sein, ein Gespräch zu beginnen.
»… Australien war ein anderes Beispiel. Ein so schönes Land konnte sich nicht weiter eine so dreckige Energiequelle leisten. Fakt war: Saboteure lieferten sich heftige Gefechte mit den Minenbetreibern und im Ausland stagnierte das Interesse am schwarzen Pech mit einer schnellen Halbwertszeit. Auch wenn es den Anfang einer endlichen Kette bildete, setzten deutsche Politiker im zarten jungen Jahr von 2019 die Schließung der Untertagekohleförderung durch. So sehr es die Betroffenen auch fröstelte, der Beschluss stand fest. Die Welt hat sich eindeutig gewandelt. Das goldene Zeitalter unserer Zukunft zeichnet sich als Pforte am Horizont ab. Der Schlüssel zum Übergang ist die Einsicht von Vernunft und Respekt der Weltgemeinschaft. Liebe MitbürgerInnen, glauben Sie daran und haben Sie einen schönen Tag.«
Mit einer schwungvollen Geste verneigte sich das Hologramm der Moderatorin und sagte mit von Überzeugung vibrierender Stimme: »Ihre Beatrix Ava Rareza.«
Bissig und frech, diese wohldosierte Mischung für einen Guten- Morgen-Beitrag schätzte Jeffrey sehr. Er erhob sich, trank den letzten Schluck Kaffee aus, stellte den Aluminiumbecher in die Spüle und bewegte seinen müden Hintern zum Badezimmer. Der Morgen hatte eine kühle Brise über die pittoreske Landschaft gefegt, und während er aus dem Badezimmerfenster starrte, bäumten sich die dicken Eichen in seinem Vorgarten gegen den rauen Wind. Feine Sandverwehungen zeichneten sich auf den flachen Dünenkämmen entlang der Küstenlinie ab und verloren sich im Übergang zum Ozean. Die sporadisch wachsenden Grasbüschel flatterten wild im Tanz mit der Bö.
Neben der morgendlichen Routine trieben ihn vor allem die anstehenden Aufgaben des heutigen Tages um. Seine Termine lasen sich wie eine Checkliste: 08:00 Uhr Flyjet – Abholtransport auf seinem Anwesen, 10:00 Uhr Meeting mit Professor Reynolds, seinem Boss, und den Aktionären. 12:00 Uhr Besprechung für Glockenfahrt – nautische Bezeichnung für die Fahrt auf 6.000 Meter Tiefe. Bis dahin würde alles ein Spaziergang werden, stellte Jeffrey während des Zähneputzens fest. Danach kam der harte Brocken: Der neue Tiefsee-Manganknollensammler (Deepsea Manganese Nodule Collector) würde seine Jungfernfahrt mit ordentlich Tamtam absolvieren und die geliebten Kollegen von der Forschungsabteilung würden ihm eine Einweisung geben. Gegen 20:00 Uhr sollte der Arbeitstag vorbei sein und die erste Nacht seines dreiwöchigen Roster1 beginnen.
Er blickte zum Abschluss in den Badezimmerspiegel, als würde er zu sich selbst Lebewohl sagen wollen. Sein Spiegelbild trug einen Drei-Tage-Bart und war von einer bleicheren Hautfarbe sowie hochgewachsenen, schmalen Zügen geprägt. Die tiefen, smaragdgrünen Augen wurden von fingerlangem, verworren-dunklem Haar umrandet und stellten Jeffrey für den Augenblick zufrieden. Mal sehen, wie lange dieses allgemeingültige morgendliche Wohlbehagen anhielt.
Der Flyjet, ein Senkrechtstarter mit einer primären und mehreren sekundären Schubdüsen, landete planmäßig. Jeffrey machte sich daran, die Maschine zu betreten, und warf Jessica, die ihm von der weiß-verblichenen Veranda zuwinkte,  einen letzten Blick zu, in dem Abschiedsschmerz und ein ermahnendes Pass-auf-dich-auf mitschwang. Dann begrüßte er Michael Philips, den besten Piloten, den er kannte. Sie waren schon einige Jahre lang Freunde. Nicht die besten, aber gut genug, um abends auf der Plattform in einem Pub über alte Zeiten zu plaudern und über die wirklich wichtigen Dinge im Leben zu diskutieren. Nur um am Ende festzustellen, dass man aus demselben Holz des Verstandes und der Überzeugungen geschnitzt war.
Michael ließ die Düsen hochdrehen und trieb den Jet mit Mach 3 über das Land. Jeffrey tauschte ein paar freundliche Worte mit seinen Mitreisenden aus und versank schnell in eine Trance, während er gedankenversunken aus dem Fenster starrte. Mit dem anschwellenden Lärm der Triebwerke begannen sich auch seine Eindrücke und Gefühle zu verstärken, als versuchten sie, eine Art Balance zwischen sich und der Umwelt herzustellen, obschon sie diesen ungleichen Kampf immerzu ausfochten. Diese wiederkehrenden Abschiede zehrten an seiner selbst auferlegten Disziplin und rissen teilweise die Mauer aus einem harmonischen Gleichgewicht ein, die er fein säuberlich in seinem Privatleben über die letzten Wochen, während er zu Hause war, aufgebaut hatte. Jessicas Blick, ihre vom Schub des Flyjets umherwirbelnden Haare und das Gefühl, sie für eine lange Zeit wieder allein zu lassen, schmerzten ihn tief. Die Vergangenheit strafte seine momentane Empfindung Lügen, denn er wusste aus seiner langjährigen Erfahrung, dass sie beide mit diesem stetigen Wechsel gut umgehen konnten. Trotzdem war gerade jetzt die Logik sein größter Feind und das Miteinander der letzten Tage eine süße, verlockende Verheißung. Darauf bedacht, die unangenehmen Gedanken zu verjagen, atmete Jeffrey tief durch und fokussierte das endlose dahinfließende Meer unter sich. Eine stahlgraue Fläche mit unzähligen Wellenbergen und Gipfeln aus sprühend weißer Gischt. Unnachgiebig und stark. Alles, was er gerade nicht sein konnte.
In seinen Gedanken versunken, vernahm er Wortfetzen seiner Mitreisenden, die ausnahmslos alle heute Morgen in einem weitläufigen Gebiet von Michael eingesammelt wurden. Das eine oder andere Gesicht kannte er von vergangenen Flügen, jedoch alles Kollegen fremder Abteilungen. Nun lauschte er den Gesprächen, ohne aufdringlich zu wirken:
»… sind die Abbaufortschritte unübersehbar. Die Minengesellschaft hat sich bereits siebzig Meter in den Untergrund gegraben. Kaum zu glauben, dass ich an dem Ort früher als Kind Staudämme im Wald gebaut habe.« Eine Akzeptanz schwang in der Frauenstimme mit, die allgegenwärtig war.
Ein Mann im hinteren Teil des Flyjets antwortete ihr. »Bei meinen Eltern das gleiche Bild. Nur hat das Unternehmen die Rohstoffe auf ihrem Grundstück abgebaut. Natürlich wurden sie dafür gut entlohnt. Sie sind mit dem Cash nach San Francisco gezogen, aber trotzdem.« Jeffrey klinkte sich aus. Sie würden die Plattform inmitten des Atlantiks kurz vor halb zehn erreichen. Somit blieb ihm ein wenig Zeit vor Ort, um sich mental auf das Meeting vorzubereiten und schnell in seine Wohnung zu springen. Es war nicht so, dass Jeffrey die Besprechungen nicht leiden konnte. Er hasste sie regelrecht. An jedem Wort gemessen zu werden. Unablässig den Gemütszustand der Teilnehmer unterbewusst evaluieren zu dürfen, um eine fein abgepasste Antwort auf teils äußerst prekäre Fragen zu finden. Seine Menschenkenntnis taugte schon etwas, doch in diesem Kabinett der intriganten Konkurrenzen, persönlichen Arroganzen und verdeckten Interessen schlitterte Jeffrey auf Glatteis. Ihm lag das überhaupt nicht. Er war mehr der bodenständige Typ. Derjenige, der sich was aus handfesten Fakten machte, Ehrlichkeit schätzte und die anderen Aasgeier ihrem Schicksal überließ, wenn sie ihm mit despektierlichen Äußerungen, die unterstellten Frechheiten gleichkamen, bombardierten. Sein Boss, Professor Doktor Reynolds, ein in die Jahre gekommener stämmiger Mann mit schwarz gefärbtem Schnauzer und Totalglatze, hatte Schneid. Daran bestand kein Zweifel. Ebenso wenig wie an der Tatsache, dass Reynolds Jeffrey gut leiden konnte. Er war laut eigener Aussage »ein verdammt vertrauenswürdiger Berater«, und Reynolds würde ihn niemals für einen dieser Nachplapperer eintauschen. Trotzdem hatte er die Leitung inne und spielte schon allein amtsbezogen eine diplomatische Note, die nie zu verhallen schien, über die Jahre jedoch an Intensität verlor.
Die Plattform konnte man schon aus Dutzenden Kilometern Entfernung ausmachen. Es war eine gigantische schwimmende Stadt mit dem einprägsamen Namen Atlantic Sea Giant (ASG). Jeffrey arbeitete nun schon mehrere Jahre im Herzen dieser beeindruckenden Dockanlage, die gleichzeitig die Aufbereitung, Separation und Verschiffung von wertvollen Manganknollen erledigte.
»Wusstest du, dass die ASG 1.350.000 Tonnen Wasserverdrängung in Tieftauchzeiten erreicht?«, fragte Michael und rückte seine silbern glänzende Pilotenbrille zurecht, die wie ein angewachsener Körperteil wirkte.
»Nein Michael, das ist mir völlig neu!«, brüllte Jeffrey über das Tosen der Abbremsdüsen des Flyjets hinweg. Die Noise- Canceling-Kopfhörer versagten unter dem Dröhnen und Vibrieren des Fluggeräts.
»Mit dieser Größe kommt es gerade mal unter die Top Ten im Atlantik. Ganz zu schweigen von den Monstern, die von den Chinesen im Pazifik aufgestellt wurden.«
Jeffrey konnte kaum etwas verstehen, so ohrenbetäubend war der Lärm, mit dem Michael in die Eisen des Flyjets stieg. Denn alles, was in einem Umkreis von zwanzig Meilen zu schnell zur ASG fliegt, fährt oder taucht, wird gnadenlos versenkt, torpediert oder vom Himmel geholt. So bremste Michael die Maschine auf das vorgeschriebene Tempo herunter, sodass Jeffrey in behaglicher Ruhe seine Gedanken ordnen konnte. Gestört wurde diese Stille nur von dem obligatorischen Pilotenmurmeln, um das ankommende Vehikel zu identifizieren, Absicht, Passagieranzahl sowie Name und Landeplattform durchzugeben. Unter normalen Umständen verlief dieses Prozedere routinemäßig. Jeffrey konnte sich an nur zwei Flüge erinnern, bei denen sie eine Stunde in der Luft verharren mussten, weil politischer Besuch anstand und die Abflugzone mit seiner überaus prominenten Präsenz blockiert wurde.
»Sanft, ruhig und ohne Aufsehen zu erregen gelandet! Letzte Gelegenheit, wieder umzukehren«, rief Michael mit einem Anflug von Humor, der Lachfalten in die Gesichter einzelner Mitreisender zauberte.
Im allgemeinen Aufbruch legte Jeffrey das Headset auf seinen Sitz und drehte sich zu Michael. Dieser betätigte einzelne Hebel, die Düsen verstummten, und er ließ elegant seinen Sitz um 180 Grad drehen.
»Danke Michael, sehen wir uns heute Abend im Pub?«, fragte Jeffrey.
»Nope, ist leider nicht drin. Ich mach den Vogel voll und fliege nachher wieder zum Festland. Meine Frau erwartet ein Kind, wie du weißt, und ich möchte ihr beistehen. Wir wollen, dass es natürlich auf die Welt kommt.« Michael lächelte flüchtig.
»Heißt das ohne Vollnarkose? Ihr macht das schon. Dann grüße sie schön von mir und melde dich mal.« Jeffrey legte Michael die Hand auf die Schulter und schenkte ihm ein vertrauensvolles Lächeln. Dann nahm er seine Umhängetasche aus dem Staufach und schritt über die Metallwüste der Landefläche. Acht Landeplätze mit Stromabnehmern reihten sich aneinander, akzentuiert von hellen Bodensignalleuchten aus grünen und roten Farben. Um diese Fläche säumten sich zweckfremde Stahlbehältnisse unterschiedlicher Größe, unterbrochen von mächtigen gelben Rohrleitungen, die wie Adern die Oberfläche durchzogen und in die Eingeweide der schwimmenden Stadt führten. In den zentraleren Bereichen der ASG fand sich sogar Platz für eine Landebahn für Transportjets. Jeffrey konnte sich daran erinnern, wie es in den Büros unter der Plattform schüttelte und vibrierte, sobald eine dieser Frachtmaschinen landete. Hohe graue Masten, blaue Tanks, orangene Rettungsboote und nüchtern weiße Containeraufbauten verbanden sich zu einem chaotischen Ganzen, das unmöglich zu überblicken war, aber im allgemeinen Geschäftsbetrieb wunderbar funktionierte. Herausstürmende Flugeinweiser, ruhig verharrendes Security-Personal und ein Rezeptionist hinter einer fingerdicken Glasfront, eingelassen in einem breiten, zur Landefläche angeordneten Container, bildeten das Begrüßungspersonal. Daneben ruhte der Schlund dieses riesigen, aus Stahl über Stahl zusammengesetzten Ungeheuers namens ASG: die Zähne aus cremefarbenen Leuchten, als Zunge eine Rolltreppe zum Rachen aus noch mehr legiertem Stahl und einen breiten Hals hinab. Ein Gefühl von Vertrautheit stieg in Jeffrey empor und vertrieb erfahrungsgemäß die unangenehme Erwartungshaltung nach jeder Ankunft. Die letzten Wochen, in denen er frei hatte, wurden zurückgeschmettert und machten einer schnellen Wiedereingewöhnungsphase Platz. Der immer wiederkehrende Sprung ins kalte Wasser, in dem er die neuen Geschehnisse, Fakten und Veränderungen im Handumdrehen aufsaugen sollte. Bei diesem Ansturm ging seine Vernunft auf die Barrikaden und sein Wille setzte zum Gegenangriff an. Zurück blieb ein zähes Dahinfließen seiner Gedanken, was seine schnelle Auffassungsgabe teilweise außer Kraft hebelte. Das Wetter war wieder einmal miserabel. Es peitschte eiskalte atlantische Seeluft über die Plattformen und es goss in Strömen. Tiefe, dunkelgraue Wolken verdunkelten den Himmel. Jeffrey zog instinktiv seinen Mantel enger. Intuitiv kramte er seinen Firmenausweis hervor und hielt ihn vor einen Scanner. Ohne eine Reaktion des professionell gelangweilt dreinschauenden Rezeptionisten abzuwarten, passierte er den Security- Check und trat durch die Sicherheitstür zu seiner Linken, die normalerweise nur für Brandfälle vorgesehen war. Laut Protokoll musste jeder Mitarbeiter das Personenbeförderungsband zum Hauptverkehrsknoten benutzen, um anschließend zu den jeweiligen Abteilungen zu gelangen. Ein Riesenumweg, der viel Zeit in Anspruch nehmen würde. Das Einzige, was Jeffrey gerade nicht zur Verfügung hatte. So riss er die dicke, feuerfeste Tür auf und sah Patricks Guide vor sich stehen.
Der drahtige und hochgewachsene Techniker mit den eingefallenen Wangen und den wachen Augen eines Luchses blickte Jeffrey mit einem tiefen Stirnrunzeln an und meinte trocken: »Du weißt schon, dass du diese Tür nur in Brandfällen benutzen darfst?«
»Und du weißt sicherlich auch, dass es strengstens verboten ist, hier zu rauchen?«, entgegnete Jeffrey noch trockener und verschwand in der engen Wendeltreppe nach unten. Patricks begutachtete seine Zigarette, die er sich jüngst angetan hatte, schüttelte missmutig den Kopf und schnippte sie ins Freie.
Jeffrey schritt die geschwungene Treppe mit schnellen Bewegungen in die Tiefe hinab. Einzelne Türen bogen von dem Schacht ab, mit Farben und Abteilungsnamen versehen und von sporadisch angebrachten Leuchtquellen hervorgehoben. Er war nun schon einige Jahre in diesen Bereichen der »Insel« unterwegs, hatte bisher aber nur einen Bruchteil der abzweigenden Wege genutzt. Lediglich die Techniker, die Arbeitsbienen der Station, die sie funktionsfähig und tüchtig hielten, kannten die komplette ASG wie ihre Westentasche. Die »Westentasche« war eine beeindruckende Dockanlage, unterteilt in drei Hauptsektionen und von einer gut geölten Maschine der Logistik angetrieben, unter deren Fittichen über 7.000 Mitarbeiter standen. Ein mechanisches Ungetüm, eine Kreuzung aus Bohrplattform und Schiff mit luftgefüllten Tanks, schwamm als Insel im Atlantik. Ein Realität gewordener Traum, so denn diese Dockanlagen einer Kleinstadt gleichkamen und eine Mischung aus Förderplattform, Wohn- und Produktionsstätte bildeten.
Jeffrey bahnte sich seinen Weg durch die dritte und oberste Sektion, die von Wohntrakten, Arbeitsplätzen der Büroangestellten, Konferenzräumen, Planungsbüros, Kinos, Bars, Restaurants und Fitnessstudios besiedelt war und seit Neuestem durch die findigen Konstruktionsplaner um eine Einkaufsstraße erweitert werden sollte. Es war jedoch zu bezweifeln, dass ausschließlich auf regionale Produkte eingegangen werden würde. Die zweite Sektion unter Jeffreys Füßen ruhte auf den Katakomben, wie die betitelten Bereiche von den Technikern genannt wurden. Diese lag ausschließlich über Wasser und beherbergte die Produktionshallen, in denen die Manganknollen in ihre einzelnen Elemente mechanisch, chemisch und metallurgisch getrennt wurden. Hier kamen auch die mehrere Kubikmeter großen Edelstahltanks an: Auffangbehälter, die mit dem heißen schwarzen Rauch aus dem Schoße der Erde gefüllt waren. Etliche Prozesse brachten aus dieser überkritischen Suppe aus Schwefel, Stickstoff und Wasserstoff verschwindend geringe Mengen Platingruppenelemente hervor – und dann waren da noch die REE (Rare-Earth-Elements, Seltenen Erden). Was waren die Menschen gierig auf diese Sorte Rohstoffe! Obwohl nur im Parts-per-Million2-Spektrum anzusiedeln, bot Woge um Woge der Gastanks eine ernst zu nehmende Quelle dieser größtenteils sehr schwer zu beschaffenden Elemente. Neben den Produktionsanlagen lag der Werkstattbereich. Der Termitenbau der emsigen Techniker mit Reparationsstätten, Ersatzteillager und dem ganzen anderen Gedöns, wovon außer den Technikern niemand an Bord einen Schimmer hatte.
Als würden die Klanglaute seiner abgewetzten Stiefel auf dem Riffelstahl der Stufen immerzu neue Gedanken in seinem Kopf befeuern, wogte eine längst vergessene Sturheit empor. Die ASG-Besatzung, und Jeffrey mit eingeschlossen, erledigten einen verdammt wichtigen Job hier draußen. Sie allein versorgten die Welt mit essenziellen Ressourcen, ohne die unser Alltag nicht auszudenken wäre. Eisenerz für die Autoherstellung, Mangan für Spezialstähle, Kupfer für elektrische Leitungen, Kobalt für Batterien, Zink für Korrosionsschutz, Nickel für Legierungen aller Art bis hin zu E-Gitarrenseiten, Gold für Schmuck und Elektronik, Seltene Erden für nahezu alle technischen Anwendungen von Smartphones über Projektoren, Batterien und Laser. Ein weiterer Schritt in die Tiefe, und vor Jeffreys Augen tauchte Europium für holografische Projektoren auf, dann Neodym und Samarium für Dauermagneten, Lanthan für Akkumulatoren, Scandium für Laser, Yttrium für LEDs und eine schier endlose Aneinanderreihung der fantastischsten Eigenschaften dieser Wunderwerke der Natur und was die Menschheit in den letzten Jahrhunderten daraus erschuf. Die tief greifende Überzeugung, den Wohlstand, die Gesundheit und nicht weniger als die Zukunft der Menschheit mit zu sichern, schwang in diesen Minuten durch seinen wachen Geist. Seine Brust schwoll merklich an und war imstande, die melancholische Fiebrigkeit, die er heute Morgen noch durchlebte, zu verdrängen. Seine mentale Durchleuchtung der ASG fortführend, nur um sich zu bestätigen, sich wieder in seiner zweiten Heimat eingefunden zu haben, wanderte sein geistiges Auge in die unteren Bereiche. Diese nahmen große, lärmende Maschinen ein, die für Wasseraufbereitung, Entsalzung und Filterung von Meerwasser, Schubdüsen der Insel, millionenfach verzweigte Lebenserhaltungssysteme, Stromproduktion, Abfallbeseitigung und Wiederaufbereitung zuständig waren, sowie Lagerhallen für allen möglichen Müll, ob nützlich oder nicht. Dieser für die meisten Angestellten unsichtbare Bereich wurde von voluminösen Auftriebstanks übertrumpft, ohne die diese Station wie ein Betonklotz absaufen würde. Das erste und für die Produktion wichtigste Areal nahm die Werft ein. Das Tor zur Außenwelt und Hort für magische Augenblicke, die seine Erinnerungen mit wohliger Vertrautheit tünchten und dem Gefühl Heimat eine Begründung gaben.
Über Jeffrey wurden Schritte laut. Jemand näherte sich ihm mit schnellem Tempo. Verdutzt blieb er stehen und sah nach wenigen Sekunden Patricks auf ihn zustolpern. Patricks hatte Mühe, seinen Lauf zu bremsen. Sein Atem ging schnell und mit einer Hand stützte er sich an der Wand ab, um seinem Drehwurm zu entkommen.
»Hey Jeffrey, möchtest du mal was Cooles sehen?«, fragte er mit kindischem Eifer.
»Patricks, ich habe gleich ein Meeting«, versuchte Jeffrey ihn abzublocken.
»Ach, das dauert nur ein paar Sekunden und wird zudem deine einzige Möglichkeit bleiben, da überhaupt mal einen Blick reinzuwerfen.«
In einer Überzeugung, der man sich nicht entziehen konnte, folgte Jeffrey ihm schweren Herzens. Patricks führte sie zu einer nahe gelegenen abzweigenden Tür mit der in dicken schnörkellosen Blockbuchstaben gehaltenen Aufschrift »DEAP SEA MUD FILTRATE TUB«. Eine weite Halle mit hohen Decken erstreckte sich beim Eintreten vor ihnen. Dutzende Tanks, aus denen armdicke Rohre wie Tentakel wuchsen und um die Wette glänzten wie poliertes Silber im Sonnenschein, vereinnahmten den ganzen Raum. Die Tanks erstrahlten in blauem Licht, das sich spiegelnd in alle Richtungen verlor. Langsam durchschritten sie die Halle. Ihre Körper wurden in alle unmöglichen Formen verzerrt und erweckten den Eindruck, schrägen Scherzen statt physikalischen Gesetzen unterworfen zu sein. Ein leises Summen war zu vernehmen, das von überall zu kommen vermochte. Jeffrey begutachtete sein Äußeres auf den hochgewachsenen Edelstahlbehältern und ließ sich durch die einzigartige Atmosphäre in den Bann ziehen.
Patricks drehte sich zu ihm um und grinste rechthaberisch. »Habe ich dir zu viel versprochen? Das sind die nagelneuen Aufbereitungsanlagen. Beeindruckend, nicht wahr? Der Raum wird erst nach der Installation sterilisiert, bis dahin können wir hier quasi noch ein- und ausspazieren«, schwärmte Patricks mit von Stolz getränkter Stimme.
Da war sie wieder. Der dunkle Bruder in Jeffreys Innerem, der sich zu einer aufkeimenden Stimme des Unterbewusstseins erhob und den Sprung in seine Gedanken schaffte. Der Übergang war ein schmaler Grat, einfallendes Licht einer geöffneten Tür, in der zuvor die Dunkelheit herrschte und Schatten die Oberhand hatten. Diese Stimme war nun zu vernehmen. Sie hatte nichts Gutes zu sagen, gemahnte eher zu Objektivität und Wirklichkeit. Denn Fakt war, dass diese Aufbereitungsanlagen die am wenigsten erquickenden aller Rohstoffquellen der ASG darstellten. Elliptisch geformte Auffangbecken, die Zentrifugen gleichkamen, in großen, unschuldig anmutenden Tanks versteckt, die den geförderten Tiefseeschlamm auf seinen Mineralienreichtum filterten. Dieser Schritt der Rohstoffgewinnung barg den meisten Ärger für den Mutterkonzern. Die Umweltschützer tobten und klagten gegen diese Verschandelung, Zerstörung und Ausbeutung der Natur. Denn in den Tiefen des Ozeans, wo niemals ein Sonnenstrahl den Boden berühren sollte, lebten trotz unwirklicher Bedingungen eine Vielzahl von Organismen. Diese galt es zu schützen, und kaum absehbar seien die Konsequenzen, die aus einem weitverbreiteten Abbau resultierten. Denn so schleppend wie sich der Schlamm und die Mineralien ablagerten, die Grundlage für das Leben waren, so langsam erholte sich das Biotop wieder nach der Ausbeutung. Stellenweise konnte man selbst nach Jahrzehnten der menschlichen Abstinenz keine Wiederansiedlung von Fauna erfassen. Häufig waren Biologen, Umwelt- und Tiefseeforscher zugegen, um diesen Sachverhalt zu evaluieren und sogar, um Ratschläge zu erteilen. Jeffrey und allen voran Professor Reynolds nahmen dies äußerst ernst, waren auf der anderen Seite jedoch machtlos gegenüber direkten Aufforderungen des Mutterkonzerns, die Befehlen gleichkamen. Auflagen gegen Aufträge. Recht gegen Marktwirtschaft. Gewissen gegen Gewissheit.
Jeffrey bedankte sich höflich bei Patricks für diese freundschaftliche Komplizenaufmerksamkeit und beeilte sich, noch kurz vor dem Meeting in seine Unterkunft zu gelangen, um sich frisch zu machen und in Schale zu schmeißen.

»Mister Ashton möchte damit ausdrücken, dass wir mit den rezenten Ereignissen nicht gerade zufrieden sind. Die Förderleistung stagniert, obgleich die Prognosen einen ansteigenden Trend abzeichneten. Die Verträge sind unterschrieben und unsere Zusagen an diverse Vertragspartner getätigt. Was wir brauchen, ist Wachstum und keine Ausreden!« Eine kurze Pause folgte, in der sich der braun gebrannte Investor die Krawatte zurechtrückte.
»Mister Reynolds, was sollen wir zu Ihren Ausflüchten sagen? Es ist in Anbetracht der Tatsachen inakzeptabel. Denn die Tatsachen schaffen Sie. Fördern Sie mehr und das schnell!« Damit war das letzte Wort gesprochen und die Arschkarte mit süffisantem Grinsen von einem galanten Anzugträger überreicht worden. Die Aktionäre, besser gesagt, deren lebensgroße Holografien, verblassten auf den silber-glänzenden Sockeln im Konferenzsaal allmählich ohne Verabschiedung. Zurück blieb eine angespannte Atmosphäre, ein Cocktail aus Angst und geladener Wut. »Maximum Rage«, wie es Michael zutreffend betiteln würde.
»Diese Arschlöcher! Die haben doch keine Ahnung, was wir hier veranstalten«, kotzte sich Doktor Reynolds über die Personen der ASG-Funktionäre der vergangenen Sekunde aus. Jeffreys Kollegen blickten scheu beiseite.
»Mister Reynolds«, (einen Mann mit Schneid sprach man immer in der höflichen Form an), »es stimmt, unsere Quartalszahlen liegen hinter den prognostizierten Werten. Unsere Explorationsabteilung hatte wohl zu optimistisch gerechnet im Hinblick auf angemeldete Ziele«, versuchte Jeffrey zu besänftigen.
»Lass gut sein, Jeffrey, die können auch nichts dafür. Wir sind nur gerade bei einem Abschnitt des Claims, der wenig her gibt. Die Zeiten ändern sich, und seien wir mal ehrlich: Die Idioten sind verdammt noch mal von uns abhängig. Wir sind die Einzigen, die das können. Die Einzigen, die auf fünf Kilometer Tiefe fahren, ernten, explorieren, Erdbebenprävention betreiben und das Risiko auf uns nehmen, um die Wurzeln dieser vermaledeiten Schwarzen Raucher anzuzapfen. Von den Arschgeigen da drüben«, damit deutete er Richtung Festland, »hat doch niemand eine Ahnung, was genau wir hier veranstalten«, wiederholte Reynolds mit Nachdruck, ließ sich müde auf seinen den Rücken schonenden Leder-Chef-Sessel sinken und starrte aus dem Panoramafenster. Die Situation kennzeichnete einen langen Abstiegstrend. Zum einen hatten die Aktionäre allen Grund, auf ihnen rumzutrampeln. Die Produktionszahlen waren zu gering, dieser Umstand war nicht zu leugnen. Andererseits lag der Chefgeologe Reynolds argumentativ ebenso richtig. Sie befanden sich in einem Gebiet mit dreißig Prozent weniger Manganknollendichte, und jene, die da waren, waren geradezu mickrig im Vergleich. Die ASG hatte sich zudem weit vom Mittelozeanischen Rücken entfernt, an dessen Flanken die berühmten Schwarzen Raucher zu finden waren. Wie eine glühend rote Schweißnaht, die den ganzen Atlantik von Nord- bis Südpol durchzog, quoll Lava aus dem Erdinneren an die Meeresoberfläche, um sich zischend und dampfend in neuen Meeresboden zu verwandeln. Der Mittelozeanische Rücken bildete eine gigantische untermeerische Gebirgskette, die alle kontinentalen Gebirgsketten mühelos in den Schatten stellte. Diese schier unendliche Energie bahnt sich ihren Weg in verzweigten unterirdischen Systemen an die Oberfläche, wo sie von kaltem, dunklem und salzigem Wasser empfangen wird. An vielen Flanken quellen dampfende Gase aus der Erde. Mitgeführte und niederschlagende Elemente türmen sich zu skurrilen Gebilden, die knochig und fremdartig, tot und gleichzeitig lebendig wirkten. Die heißen Schwefeldämpfe versorgen eine gänzlich andere Art von Bakterien, für die Sauerstoff tödlich ist und die wiederum die Grundlage für verschiedene Lebewesen bilden. So kumulieren diese Zonen der hydrothermalen Quellen rund um Schwarze Raucher zu einer beeindruckenden Biosphäre, einem abgeschnittenen Biotop des Lebens in unendlicher Dunkelheit. Beinahe so, wie die ASG eine Insel in den Fluten des Atlantiks war, ein Spielball größerer, nicht durchschaubarer Kräfte.
Der Grund für Reynolds Groll lag in dem schwierigen logistischen Unterfangen, das mehrere Punkte beinhaltete. Das zugewiesene Rohstoffabbaugebiet lag direkt unter der ASG und bot deshalb kurze Wege zu den Manganknollen. Diese sehen wie kartoffelartige faustgroße, schwarzgrünliche Wülste aus, die auf ungeheuerlich großen Flächen auf dem Meeresgrund wahllos verstreut liegen und Millionen Jahre zur Entstehung brauchen. Tendenziell findet man sie jedoch nicht in den gebirgsähnlichen Zügen, wo die Schwarzen Raucher entstehen. Entfernt man sich von einer Quelle, um einer anderen näher zu sein, beißt sich die Katze in den Schwanz. Das Sahnehäubchen dieser Lächerlichkeitsofferte bildete die Tatsache, dass weder Reynolds noch Jeffrey für die Logistik zu den Claims zuständig waren.
Jeffrey könnte noch mehr Zeit opfern, um die Stimmung im Konferenzraum abzumildern, entschied sich jedoch gegen jegliche Verschwendung an Liebesmühe und trat den geordneten Rückzug an. Sollten die Kollegen versuchen, die Wogen zu glätten.
Auf dem Weg zu seiner Wohnparzelle drehte er seinen rechten Arm schnell im Uhrzeigersinn, und aus der schwarz-pulverbeschichteten Armmanschette schob sich ein holografisches Papier. »Mal sehen«, wisperte er. Er scrollte mit seinen Augen eine Liste durch, öffnete die Nachricht von Michael mit dem Titel »OLDSCHOOL« und war gespannt, was kommen würde.
Seine autonom schaltende Wohntrakttür glitt mit einem leisen Zischen hinter ihm zu. Sofort erwachte sein kleines Apartment zum Leben. Die blauen LED-Röhren, die unter jeder Deckenwandverbindung angebracht waren, schalteten sich selbstständig an, zwei von fünf Flat-Screens flackerten erregt unter dem Anblick ihres Besitzers auf. AC/DC brüllte aus seinem geliebten Teufel-Soundsystem und der Kühlschrank ergoss sich in einem schaumigen hellen Blonden. Er lachte auf und zollte Michael Tribut an diese Hommage an vergangene Zeiten. Jeffrey nahm das Bier und schmiss sich in den veganen Ledersessel. Er hatte keine vordefinierten Meinungen, ließ sich gerne etwas empfehlen und versuchte immer etwas Neues. Dass Michaels Empfehlung für düstere Stunden so aussehen würde, war da schon fast vorhersehbar. Bereits voreingestellt Musiktitel, Lautstärke, Biersorte und Temperatur, ja sogar die Lichthelligkeit des Appartements vorzufinden, war hingegen eine Überraschung. Die Musik war laut, zu laut für seine Nachbarn, aber das war ihm egal.
Die Zeiten waren vorbei, in denen Offshore-Exploration und Rohstoffgewinnung ein desaströser Job waren, der weder Komfort noch angenehme Abendunterhaltung bot. Die Wohnparzellen waren zwischenzeitlich expandiert, die »Inseln« größer und robuster, einfach wettertauglicher geworden. Dies brachte den Traum zur Erschließung der Tiefsee in greifbare Nähe. Das Meer war nun kein immer dunkler, menschenleerer Kosmos mehr. Wir waren überall und schienen alles zu beherrschen. Doch was war der Preis? Was die Konsequenzen dieses alle Ratschläge und Sorgen in den Wind schlagenden Unterfangens? Konnten wir ewig so weitermachen oder gab es einen Punkt, an dem die Natur irreparabel geschädigt würde und in einem riesigen negativen Loop ihren eigenen Kollaps einläutete?
Jeffrey schreckte zwischen »Black Ice« und »Big Gun« aus seinen düsteren Grübeleien auf. Perfekt, Jeffrey, wirklich perfekt! Du sollst gleich den Probelauf für eine neue Ära von Manganknollenkollektoren begleiten und sitzt hier mit einem Bier und Selbstzweifeln, die sich wie Geschwüre in deine Gedanken fressen. Er leerte den letzten Schluck aus dem Aluminium- Bierkrug, der inzwischen leicht fahl schmeckte, und ging ins Badezimmer. »Warum ist heute der ganze Scheiß aus Alu?«, fragte er sich selbst.
»Damit es keine Scherben gibt. Bist du so weit?«, vernahm er eine weibliche Stimme von der Eingangstür.
Jeffrey machte einen überraschten Satz zurück. Das charakteristische Zischen beim Öffnen der Sleit hatte er durch seine lauten Rockklassiker anscheinend überhört. Peinlich berührt, in seiner Privatsphäre gestört worden zu sein, schaute er sich entgeistert nach dem Eindringling um. Sandra, seine ambivalente Kollegin, stand mit verschränkten Armen am Eingang zu seiner Wohnparzelle und blickte ihn aus türkisblauen Augen an. Ihre blonden, schulterlangen, gelockten Haare rahmten das makellose Gesicht einer mit Sommersprossen gesprenkelten wilden Schönheit ein, die einer Venus würdig wäre.
Jeffrey schaltete die Musik leiser. »Von Anklopfen hast du auch noch nichts gehört, oder?«, herrschte er sie an.
»Ist mir zu altmodisch«, antwortete sie salopp.
»Gute Manieren haben noch niemandem geschadet …«, murmelte Jeffrey in seinen imaginären Bart und setzte den Weg zum Badezimmer fort. Er nahm eine kleine weiße, Deospray- ähnliche Dose aus dem Wandschrank, sprühte sich damit dreimal in den Mund und stellte erstaunt fest, dass ihm seine Frau dieses Mal das Zahnsprüh mit Erdbeergeschmack mitgegeben hatte. Seltsam, Erdbeere, das schmeckt echt gut, muss ich wieder mehr essen, verbuchte er in seinem Mnestik und machte sich daran, die Wohnung zu verlassen. Das von Zahnärzten in den Himmel gelobte Produkt der Mundhygiene wurde für absoluten Zahnputzersatz beworben, bei dessen Anblick jedoch den Großmüttern dieser Welt die Haare zu Berge standen.
»Du bist früh dran«, bemerkte er, während er aus dem Badezimmer trat und sich sein Sakko über die Schultern warf. »Ich platze fast vor Neugier und deshalb wollte ich dich Schnarchnase früher aus deinen Grübeleien reißen!« Sie setzte einen nur halbernst-gemeinten strengen Blick auf, wurde sich jedoch schnell bewusst, dass dies überhaupt nicht zu ihr passte, und lächelte keck.
Die Musik erstarb, ebenso das Licht, und alle Geräte schienen Jeffrey zum Abschied ein letztes leises Fiepen nachzulechzen. Der hohe Signalton ließ erkennen, dass sich seine Eingangstür verriegelt hatte, und gemeinsam mit Sandra ging er die Korridore der Wohntrakte entlang. Der Flur war mit einem dunkelroten Vorleger ausgestattet und mit Dutzenden von Wandlampen aus durchlässigem Stoff und mit Quasten ziervoll dekoriert, die minütlich ihr Farbspektrum änderten. Das Interieur verströmte eine Hotelatmosphäre, die die ASG nicht imstande war aufrechtzuerhalten.
Sandra landete als Trainee auf der ASG und wurde zugleich mit großem Eifer unter den Argusaugen Jeffreys ausgebildet. Er entwickelte familiäre Bande zu ihr und sie fanden sehr schnell, ja beinahe instinktiv zueinander. So ergab es sich von selbst, dass sie sich anfangs auf ein Bier in einem der Pubs über ihre vorzeitlichen ASG-Leben austauschten. Sandra war unter destruktiven Umständen aufgewachsen. Zögerlich und schüchtern erzählte sie Jeffrey ihre Lebensgeschichte mit Altersfreigabe und höflicher Distanziertheit, wie es sich schickte unter neuen Kollegen. Ein ums andere Bier lösten ihre Hemmungen und das Erzählte gewann an Schwere, wurde durch eine erschütternde Tiefe ausgefüllt, die Jeffrey erkennen ließ, wie behütet und respektvoll er aufgewachsen war. Die Altersfreigabe verschwand. Sandras Dad war ein übler Stricher mit keinerlei Ambitionen zu einem geordneten Leben, geschweige denn zu mehr Verantwortung, als seine Penisspitze überstieg. Eines Tages schien das Schicksal diesem irregeleiteten Menschen eine Wonne an Glück hingeschmettert zu haben, denn er traf Sandras Mutter, eine kokainsüchtige Prostituierte, die aus einem schäbigen Etablissement herausgeworfen wurde und in einem anderen begann, das zufälligerweise das Stammhaus ihres Vaters war. Falls er etwas Asche für eine Nummer übrig hatte, hieß das. Die Biere wurden gegen Whiskey eingetauscht und Sandras Geschichte wurde düsterer. Die beiden gefallenen Engel verliebten sich, er volltrunken wie eine Haubitze und sie zugedröhnt, um alles um sich herum vergessen zu machen. Was daraus erwuchs, war Sandras Geburt, die weder Mörtel noch Grund für die Beziehung der beiden war. Denn es folgten keine Höhen, sondern nur Täler, die sich lediglich durch ihre krassen und aufklaffenden Tiefen auszeichneten. Wenn ihr Dad da war, hatte er lediglich Schläge und eine miese Stimmung zu verschenken, die vom anhaltenden Rausch und den unbefriedigenden Tagelöhnerjobs unterbrochen wurde. Für Sandra waren das die glücklichsten Momente, wenn ihr Dad für ein paar Tage aus der Wohnwagensiedlung verschwand, um sich das Hirn von anderen Frauen rausvögeln zu lassen oder einer Arbeit nachzugehen. In diesen Zeiten hatte Sandra nur die Launen ihrer Mutter zu ertragen, die ihren schwer angeschafften Lohn für pulverweiße Lines und billige Stiefel ausgab. Als der Barkeeper die letzte Runde einläutete und Sandras Stimme von den Drinks und der unerschütterlichen Wahrheit getränkt war, kam der Paukenschlag, der ihr Leben vollends aus den Bahnen geworfen hatte. Sie war ein sehr junger Teenager, orientierungslos und noch immer dabei, irgendwie ihre Eltern als Vorbilder verantwortlich zu sehen, da verschwand ausgerechnet ihre Mutter von einem Tag auf den anderen. Sie kam einfach nicht nach Hause. Sandra ging angsterfüllt in den Puff auf der anderen Seite der Stadt und erfuhr von einer netten und hilfsbereiten Kollegin, die sie in früheren Zeiten behütete, wenn ihre Mutter mangels Babysitter, was immer der Fall war, Sandra mitnahm, dass ihre Mutter sich aus dem Staub gemacht hatte. Ohne Worte, ohne Brief und ohne Grund. Als ihr Dad davon erfuhr, hatte er eine handfeste Grundlage, um sich dem Suff des Lebens hinzugeben, was ihm vermutlich deutlich schwerer gefallen war, als Sandra ahnte. Denn in seinem vermurksten Leben leuchtete noch ein schwaches Licht, die Liebe zu Sandras Mum. Man fand ihn am nächsten Tag mit aufgeknüpfter Kehle in einem vermüllten Straßenentwässerungsrohr am Stadtrand. Die Ursache war vermutlich eine Verwechselung im lokalen Bandenkrieg. Sandra war gezwungen, innerhalb weniger Stunden ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Sie ging zum lokalen Waisenhaus. Aufgrund ihres Alters wurde sie abgewiesen und lief auf ihrem Irrweg zufälligerweise in die Arme einer früheren Freundin aus der Wohnwagensiedlung. Ihr Vater hatte sich als Bauunternehmer gutes Geld verdient und ein eigenes Haus gebaut. Als sie Sandra sahen und die Umstände erfuhren, wurde sie in die Familie aufgenommen. Der Vater ihrer Freundin veräußerte das ganze Hab und Gut von Sandras Familie, was nicht der Rede wert war. Sie wurde zu einem echten Familienmitglied. Das wichtigste war jedoch ihre Freundin, die sie zu allem mitschleppte, was ihr selbst gefiel. »Sie war kein normaler Teenager«, versicherte Sandra und schmunzelte leicht unter Tränen. »Denn sie liebte die Naturwissenschaft. Wir machten die Schule zusammen. Sie schleifte mich zu Vorträgen, bei deren Themen unsere Mitschüler uns auslachten. Wir waren die beiden Gören aus dem Slum, musst du wissen. Wir unternahmen alles zusammen. Als wir alt genug waren und unseren High School-Abschluss in der Tasche hatten, zogen wir in eine andere Stadt, in ein anderes Leben voller Hoffnung und der Suche nach uns selbst.« Diese Suche quittierte das Leben entgegen aller Erwartung mit einem exzellent abgeschlossenen Studium, das ihr die Tore zur Zusage auf der ASG öffnete. Die Ankunft auf der ASG führte sie direkt in einen persönlichen Moment der ehrlichen Offenbarung, der sich wie eine Beichte anfühlte und vor allem anderen weit weg war von ihrer Heimat. Weit weg von ihrer Vergangenheit und ihren Sorgen. Trotzdem schien ein Ozean an diesem Abend nicht auszureichen. »Ich habe eine antisoziale Tendenz, Jeffrey. Zumindest nennen es Psychologen so. Ich habe Ängste aus meiner Vergangenheit so tief in mir vergraben, dass ich geliebte Personen auf die Probe stelle, um unbewusst den Hass in ihnen zu schüren. Anscheinend konnte ich nur an das Geliebtwerden glauben, wenn es mir gelungen war, gehasst zu werden.« Sandra blickte Jeffrey tief in die Augen, und es lag ein solch grenzenloses Vertrauen darin begraben, das ihn erschauern ließ. Sachte erhob er sich und schlang seine Arme um ihre. Der Barkeeper brachte die Rechnung, Jeffrey wählte aus einer langen Liste an Kryptowährungen eine aus, schnippte über den Holoscreen seiner Armmanschette und gemeinsam verließen sie die Bar.

Steckbrief – Michael Philips


Charakter


  • Das Leben ist eine Mischung aus Autounfall und Lottogewinn, meistens bewegt man sich jedoch in der langweiligen Mitte.
  • Genieße die Heiterkeit des Morgens, das Treiben des Tages und die Gelassenheit des Abends.
  • Der Sonnenaufgang über dem Meer zaubert dir ein aufrichtiges Lächeln ins Gesicht!


Im Interview

Welche Musik? »Rock´n´Roll«

Was zum Erfolge feiern? »Siegesbier«

Das Wichtigste? »Das Herz am rechten Fleck, die Faust im richtigen Gesicht und den Vogel wo er hingehört.«

Das Lebenswerteste? »Entdeckungen! Grenzen überspringen.«

Was lohnt sich? »Die Liebe des Lebens zu finden, Pilot zu werden, auf die Kacke hauen - alt werden kann jeder, aber wem erzähle ich das?!«

Wie siehst du dich selbst? »Ich bin der aufrichtige Typ, der Ungerechtigkeit hasst und wenigstens versucht ein bisschen von der alten Zeit zu konservieren.«

Steckbrief – Sandra Icarian


Charakter


  • Steht jeden Tag mit der festen Überzeugung auf, dass es ein guter Tag sein wird.
  • Wenn Hitzigkeit, Frechheit und Eifer ein Kind zeugen würden...
  • Von dem Leben überrumpelt, noch immer nach Orientierung suchend.

Im Interview

Was ist cool? »Das, was neu ist und noch nie da war. Ich schätze disruptive Dinge.«

Was ist uncool? »Jeffrey. Spaß, er kann ja nicht anders.«

Welchen Ort würdest du am liebsten bereisen? »Eine Reise zum Mittelpunkt der Erde. Da warten unheimlich spannende Geschichten auf uns. Und davon würde ich eine Holo-Story schreiben.«

Welche Erfindung wird uns Homo Sapiens in die größte Veränderung stürzen? Eine autonome und waschechte KI auf Basis von Quantencomputing. Sie wird die technische, soziale und biologische Entwicklung noch mehr beschleunigen!«

Glaubst du, die Menschen müssen irgendwann die Erde verlassen? Glauben ja. Hoffen nein. Da draußen ist es ziemlich ungemütlich. Fakt ist, wir sind noch viel zu wenig darauf vorbereitet und wer weiß ob wir das jemals sein werden.«

Steckbrief – Dr. Jeffrey Eilholdt


Charakter


  • Reflektiert den lieben langen Tag.
  • Hilfsbereit und zuvorkommend, wenn er daran denkt.
  • Mit sich, den Menschen, der Umwelt im Zwiespalt, nach einem Gleichgewicht suchend.

Im Interview

Lieblingszeitalter? »Das 17. Jahrhundert, da nahm die Erdwissenschaft ihre Anfänge!«

Lieblingsstadt? »Ich schätze die ASG (was streng genommen keine Stadt ist, aber es wimmelt dort vor geologischen Fragestellungen und ich kann interessante Leute treffen).«

Lieblingsrückzugsort? »Die Utopie von einer gerechten Welt, in der jeder seinen Platz und seine Bestimmung wählen kann.«

Größtes Missgeschick? »Gewissermaßen können Kinder als Back-up der Eltern angesehen werden, indem wir ihnen unser Wissen, unsere Weltsicht und Glaubensvorstellungen zuteilwerden lassen. Dieses Back-up nicht anlegen zu können war ein harter Schlag.«

Faszination an deinem Beruf? »Unseren Planeten jeden Tag ein bisschen besser kennenlernen zu dürfen und die Tiefen des Ozeans immer genauer zu erkunden«